„Zunehmend warnt er vor der Gegenwart des Krieges und betätigt sich als paneuropäischer Friedensstifter im Sinne Kants. Er sieht sich selbst als einen der letzten Triestiner Kaffeehausliteraten, deren Tradition aussterben wird – dies jedoch nicht lähmend wehmütig, sondern als Chance für Neues.“

Das steht – neben vielem anderen – bei Wikipedia über Claudio Magris. Der Romancier, Essayist und Übersetzer wurde 1939 in Triest geboren und lebt nach diversen Universitäts-Ausflügen, vielfach auch nach Deutschland, wieder dort. Die meisten Menschen, die sich je mit dem „Habsburger-Reich“ und dessen Literatur beschäftigt haben, sind früher oder später einmal auf Magris gestoßen. Etwa auf dem Umweg über Robert Musil, der das Un-Land „Kakanien“ aus der ehemaligen k.u.k. Monarchie, der kaiserlich-königlichen Doppelmonarchie Österreich-Ungarn, ableitete: Als Utopie und Sehnsucht nach der ultimativen Hoffnung, Kriege abwehren zu können, spielt Kakanien eine Hauptrolle in Musils „Mann ohne Eigenschaften“. Und genauso definiert, war dieses Kakanien immer auch der Hauptarbeitsort von Magris.

Und jetzt bekommt Claudio Magris den Thomas-Mann-Preis. Das passt. Denn auch der hat ein „Doppelgesicht“: Diesen Preis teilten sich die Hansestadt Lübeck und die Bayerische Akademie der Schönen Künste München, sie vergeben ihn seit 2010 im Wechsel. Die mit 25 000 Euro dotierte Auszeichnung wird am 12. Dezember in München an Claudio Magris verliehen. Glückwunsch an einen wirklich großen, großartigen – und manchmal auch skurril-witzigen Europäer, besser: Kakanier!

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