Als Erstes meldet sich bei mir ein Verlag, den man gar nicht als solchen bezeichnen darf. Denn wie ich schnell herausfinde, handelt es sich dabei um einen Druckkostenzuschussverlag. Das Unternehmen will mich gar nicht bezahlen, um einen Roman von mir herausbringen zu dürfen, sondern andersherum auch noch Geld von mir dafür bekommen. Da dieser sogenannte Verlag mein bereits erschienenes Werk in den höchsten Tönen lobt und davon spricht, es mit einer vierstelligen Auflage neu zu veröffentlichen und in den stationären Buchhandel zu bringen, will ich trotzdem mehr wissen und hake nach: In welcher Druckerei sollen die Exemplare hergestellt werden? Und in welchem Lager könnte ich mir die gedruckten Bücher anderer Autoren ansehen? Der „Verlag“ antwortet mir zwar weiterhin, weicht meinen Fragen jedoch aus und möchte lieber darauf zurückkommen, wann ich denn endlich den Vertrag unterschreibe und die erste Rate zahle, um mich an den „Herstellungskosten“ zu „beteiligen“. Als ich darauf bestehe, mir zunächst das Bücherlager anzusehen, gibt mein Ansprechpartner zu: Es gibt gar keinen Auflagendruck, denn der Zuschussverlag berechnet die „Beteiligungskosten“ zwar anhand einer solchen Druckauflage, produziert jedoch per Print-on-Demand-Verfahren nur einzeln die Exemplare, die bestellt werden. Dieses Verfahren ist legitim und wird bis heute für meine verlagsunabhängigen Taschenbücher angewandt. Allerdings wirft dieser Umstand erst recht die Frage auf, wofür genau der Zuschussverlag dann bitte eine vierstellige Geldsumme von mir erwarten dürfte.
Dass man im heutigen digitalen Zeitalter auch beim Print-on-Demand-Verfahren durchaus von einer Auflage sprechen darf, weil man damit zum Beispiel Honorar-Staffelungen in einem Vertrag definiert, tut in dem Fall nichts zur Sache. Ein Druckkostenzuschussverlag lebt nicht von den Buchverkäufen, für die er somit auch keinen Finger krümmt, sondern vom „Druckkostenzuschuss“ seiner Autor:innen. Vier- bis fünfstellige Beträge soll ein Autor bzw. Autorin zahlen, für ein Werk, das nicht merklich beworben wird und nur vereinzelt gedruckt wird, wenn eine Bestellung eingeht. Das Ganze als „Kostenzuschuss“ zu bezeichnen und damit den Eindruck zu wecken, dass der Verlag noch viel mehr Geld beisteuert, setzt der dreisten Masche die Krone auf.
Verlage sollten Autor:innen für ihre geleistete Arbeit bezahlen. Nicht umgekehrt. Das wissen auch die Buchhandlungen. Ein Unternehmen, das anders denkt, kann mir ganz sicher nicht die Tür in den stationären Buchhandel öffnen. Zumal Buchläden Romane, die auf Vorrat gedruckt werden, immer noch bevorzugen.
Folglich muss ich von diesem Angebot unbedingt die Finger lassen. Mein ritterlicher Sturm in die Top 5 der Kindle-Charts hat zwar eine Firma der Literaturbranche auf mich aufmerksam gemacht, aber leider die falsche. Ein richtiger Verlag ist das nicht. Der Begriff „Verlag“ kommt schließlich von „vorlegen“, also vom Vorstrecken der Kosten. Und das wollte dieses Unternehmen für mich nicht übernehmen, ganz im Gegenteil.
Bild -> Pinterest – „Auflagendruck – wasn das schon wieder?!