Die Grafikerin Heidrun Lutz kümmert sich um Brand- und Corporate Designs, Logos und mehr für kleine Unternehmen, Start-ups oder Solo-Selbständige. Sie sagt über sich selbst: „Ohne Kreativität kann ich mir mein Leben nicht vorstellen“. Ohne nachhaltiges Design aber auch nicht – das ist eine der Besonderheiten ihrer Arbeit. Im September hatte sie die nette Idee, dass wir uns ja mal gegenseitig interviewen könnten … Hervorragend! Wir haben das Ganze dann noch mit unseren Newslettern gekoppelt – perfekter Synergieffekt! Und jetzt hat Heidrun das Wort:

Porträt von der Grafikerin Heidrun Lutz

Heidrun Lutz. Foto: privat

Ein gutes Buchcover braucht mehrere „Zutaten“

Liebe Heidrun, gibt es etwas, woran du sofort erkennen kannst, ob ein Buchcover von „Profis“ oder „selbstgebastelt“ ist?

Hm … das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Und ich will mich da nicht zu weit aus dem Fenster lehnen und behaupten, dass ich es bei jedem Buch sofort erkenne. Aber es gibt ein paar Anhaltspunkte: Wenn die Schrift so gar nicht zu Inhalt oder Cover passt. Ein extremes Beispiel: ein Tech-Thriller mit einer verschnörkelten Schreibschrift? Oh je … Da wird’s schwierig.

„Wichtig ist, dass das Cover zum Genre und zur Story passt.“

Oder, wenn das Cover rein gar nichts mit dem Inhalt zu tun hat. Keinen Bezug zur Story hat. Für mich sollte ein Cover möglichst die Essenz des Buches transportieren. Sei es durch eine Schlüssel-Szene, ein Symbol oder auch mal durch Reduktion, beispielsweise nur durch eine Farbe und ein grafisches Element oder so. Wichtig ist, dass es zum Genre und zur Story passt.

Profi- oder Hand-Arbeit?

Was sagst du zu Menschen, die behaupten: „Das kann ich doch alles selbst in Word oder Canva machen“?

Mein erster Gedanke: Bitte nicht. Und schlage erst mal die Hände über dem Kopf zusammen. Dennoch, ein Buch in Word setzen, das kann funktionieren. Ich habe vor einiger Zeit mal für eine Kundin einen Roman mit Word gesetzt, der mit KDP von Amazon veröffentlicht wurde. Ich fand es extrem nervig, weil ich normalerweise Adobe InDesign für solche Arbeiten nutze. Das ist tausendmal komfortabler als Word. Aber es war eben die Vorgabe von Amazon. Also musste ich da durch.

Ein Cover mit Canva? Nun ja, theoretisch ist auch das machbar. Aber praktisch schwierig. Warum?

  • Zu viele Möglichkeiten können einen Design-Laien überfordern, besonders beim ersten Buch.
  • Wichtige Basics wie Schriftwahl, Farbwirkung und Bildaufbau wollen wohl überlegt sein.
  • Soll das Buch gedruckt werden, kann’s noch mal extra schwierig werden. Kann man mit Canva Farbprofile, Beschnitt, Auflösung anlegen/anpassen? Ruckzuck sind kleine Fehler passiert und die können große Folgen haben. Wobei ich zugeben muss, ich bei Canva nicht auf dem Laufenden bin, ob man dort inzwischen auch Druckdateien erstellen kann.

Kurz gesagt:

„Nur weil man irgendwas allein hinbekommt, heißt es noch lange nicht, dass es professionell wirkt.“

Gibt es Fälle, in denen du sagst: „Mach die Gestaltung ruhig selbst – das passt schon so“?

Hm … ja, das kann ich mir durchaus vorstellen, wenn ich sehe, dass die Autorin oder der Autor ein Händchen für Design hat. Warum nicht?! Aber in den meisten Fällen würde ich abraten. Denn, das Cover ist ja der erste Eindruck, quasi so etwas wie die Eintrittskarte zum Buch. Oft wird in nur wenigen Sekunden entschieden, ob jemand zugreift, sich wenigstens  näher mit dem Buch beschäftigt oder einfach vorbei geht beziehungsweise zum nächsten Titel weiterscrollt.

Ich gebe zu, aber das ist sicher auch eine Berufskrankheit, ich habe schon öfter Bücher vor allem wegen dem Cover gekauft. Oder, wenn sie besonders gestaltet sind. In einem Schuber stecken zum Beispiel, mit Leineneinband. Denn die Haptik spielt zumindest beim gedruckten Buch durchaus auch eine Rolle.

„Ein starkes Design des Covers öffnet die Tür zum Text.“

Und das sollte man lieber nicht dem Zufall überlassen.

Wie kommt die „persönliche Stimme“ von Autor:innen ins Coverdesign?

Mir ist ja die persönliche Stimme eines Buchs extrem wichtig … Wie kriege ich es hin, diesen sehr individuellen Anspruch auch in der Profi-Buchgestaltung – von Cover bis Textsatz – zu zeigen? Wäre das überhaupt erschwinglich – denn ich denke mir, Gestalter:innen müssen sich dafür recht tief in mich, mein Buchthema und meine Haltung reindenken …

Oh ja, das sagst du etwas. Das verstehe ich total.

Und genau das ist auch mein Anspruch, wenn ich ein Buchcover gestalte. Ein Cover ist so viel mehr als eine hübsche Verpackung. Am liebsten habe ich das komplette Manuskript vorliegen. Denn so kann ich genau das: tief eintauchen, Ideen entwickeln, scribbeln, Variationen ausprobieren und dann gemeinsam mit der Autorin oder dem Autor abstimmen.

Es ist ein Prozess und der kann unterschiedlich lange dauern.

„Ein Cover ist so viel mehr als eine hübsche Verpackung.“

Und was ist mit dem Preis für ein gutes Cover?

Ob das Coverdesign erschwinglich ist? Schwer zu sagen. Es kommt natürlich auch drauf, was für den Einzelnen als erschwinglich wahrgenommen wird. Einer sagt vielleicht 200 Euro sind für mich erschwinglich und ein anderer vielleicht 500 Euro. Oder mehr. Eine Hausnummer? Jedes Buch ist zudem anders. Kunden haben unterschiedliche Ansprüche und Wünsche. Es findet sich schon eine Lösung, die für beide Seiten passt. Wie zum Beispiel Ratenzahlung, wenn das Budget eher knapp ist.

So oder so, ein gutes Cover braucht Zeit. Dafür hat die Autorin oder der Autor ein Cover, das nicht austauschbar ist, sondern die Geschichte bestenfalls von innen nach außen trägt. Und das macht den Unterschied zwischen „ganz nett“ und „will ich unbedingt lesen“.

„Ein gutes Cover braucht Zeit.“

Bist du eigentlich auch eigensinnig?

Kennst du in deiner Arbeit auch das Nachdenken über den Eigensinn, den eigenen wie den deiner Kund:innen? Falls ja: Wie gehst du damit um? Hat Eigensinn in deiner Arbeit Raum?

Oh ja, Eigensinn ist mir sehr vertraut. 😉 Ich schwimme oft gegen den Strom. Im Grunde zieht es sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Ich mache die Dinge oft anders, als „man das so macht“ oder was halt so erwartet wird. Das sorgt manchmal für Kopfschütteln. Aber genau das ist vielleicht sogar meine Stärke. Ich bin ich. Ich stehe dazu. Punkt.

Bei Kund*innen kann Eigensinn – ich sag’s mal so: spannend sein, manchmal aber auch anstrengend und viel Fingerspitzengefühl erfordern. Zum Beispiel, wenn Kundenwünsche nicht zum Projekt passen, es aus meiner fachlichen Sicht, einfach keine gute Idee ist, braucht es eine gute Portion Einfühlsvermögen und gute Argumente. Zum Glück hatte ich in über 20 Jahren meiner Selbstständigkeit nur zwei oder drei Mal einen „Fall“, wo wir auf keinen gemeinsamen Nenner kamen und uns getrennt haben.

Buchcover und Markenidentität

Sollte ein Buchcover auch Teil meiner Markenidentität werden? Und wenn ja: Wie kann das gehen?

Definitiv! Gerade wenn du mehrere Bücher oder eine Serie planst. Einheitliche Elemente, wie  Schriften, Farben, Bildstil usw. sorgen für Wiedererkennung. Leser*innen sehen dann sofort: „Ah, das ist wieder ein Buch von dir.“ Dann ist das Coverdesign nicht nur schön anzusehen, sondern hilft auch beim Markenaufbau. Das sollte man nicht unterschätzen.

Oder wenn du zum Beispiel ein Fachbuch zu deinem Business heraus bringst, da ist es noch mal wichtiger, dass es stimmig zur Marke, zum Branding ist.

Übrigens die Cover deiner Trilogie über den Eigensinn zeigen ganz wunderbar, wie es geht. Und, sehr schöne Illustrationen. Love it!

Danke, liebe Heidrun!

Die Trilogie des Eigensinns. Illustrationen: Susanne Taggruber. Cover-Design: Uschi Ronnenberg.


Weiterführende Links

Heidrun Lutz mit ihrem wildpeppermint-design ist hier erreichbar.

Meine Antworten auf Heidruns Fragen stehen hier („Design. Bücher. Eigensinn“)

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Und die Trilogie des Eigensinns wird hier näher vorgestellt – mit allen Details..

 

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