Wenn wir die rein finanziellen Aspekte beiseite lassen, offenbart sich ein viel reicheres Spektrum an Zielen, die menschliches Buchmarketing erfüllen kann. Halte ich für wichtig, denn bei vielen Autorinnen und Autoren lässt die Motivation, gezielt Buchmarketing zu betreiben – nun ja – zu wünschen übrig … „Was?! Ich und Marketing? Geht gar nicht …“ Verstehe ich in Teilen gut. Und doch: Die Erfahrung zeigt, wie wichtig Buchmarketing vor allem für Selfpublisher ist. Und auch Verlagsautorinnen sollten die Notwendigkeit zum Buchmarketing nie unterschätzen … So viele Verlage haben kaum noch die Kapazität, all das zu tun, was notwendig wäre.
Doch weil auch hier mein Ansatz – wie beim Buchschreiben – hoch individuell ist, habe ich nach einem Weg gesucht, mit dem auch marketing-ferne Autor:innen gut klar kommen können. Ist absolut nichts Spektakuläres, eher leise, manchmal unauffällig. Und immer menschlich. Ja, das ist meine Lieblingsbezeichnung: menschliches Buchmarketing. Fachleute nennen es meist „organisches Marketing“. Was nichts anderes heißt als: kein Anzeigenmarketing. Und damit hat auch die KI, die uns blödsinnig inflationäre Marketingtexte um die Ohren hauen will, null Chancen. Denn am Ende geht es bei „menschlichem Buchmarketing“ um Begegnungen.
Ich fange hier mal an, einige Ideen für menschliches Buchmarketing zu präsentieren. Am Ende ist die Liste ziemlich groß. Aber irgendwo sollten wir wohl einfach beginnen …
Resonanz finden: Das Echo der eigenen Stimme
Das vielleicht grundlegendste Ziel von menschlichem Buchmarketing ist es, mit den eigenen Worten tatsächlich Menschen zu erreichen. Menschliches Buchmarketing schafft Räume, in denen Ihr Buch nicht nur gekauft, sondern wirklich gelesen, verstanden und diskutiert wird.
Dies zeigt sich ganz praktisch in:
- Online-Kommentaren, die zeigen, dass Ihre Worte jemanden berührt haben
- Diskussionen in Lesekreisen, Buchclubs etc. über Ihre Perspektiven, Ihre Positionen und Formulierungen
- Fragen bei Lesungen, die über den Text hinausgehen
- Persönlichen Begegnungen, bei denen Leser:innen teilen, wie Ihr Buch sie beeinflusst hat
- einer Begegnung auf einer (regionalen) Buchmesse, bei einer Lesung an einem besonderen Ort.
Konkreter Tipp 1: Regionale Buchmessen finden …
… und vielleicht erstmal testen: Fühle ich mich dort wohl? Passt mein Buch dorthin? Meist finden regionale Buchmessen jährlich statt. Also am besten: Erst mal recherchieren, hinfahren gucken. Und gegebenenfalls im nächsten Jahr selbst zur Teilnahme anmelden. Ist meist nicht allzu teuer – und neben einigen verkauften Büchern springen in aller Regel am Ende mindetsens jede Menge Kontakte dabei raus. Eine Liste regionaler Buchmessen in Deutschland hier. Und für Österreich hier.
Tipp 2: Unterschätzen Sie die Kraft von Buchclubs nicht!
Ja, das ist ein neuer Trend – und zwar ein ziemlich sinnvoller. Zahlreiche „Promis“ haben es schon vorgemacht – es funktioniert tatsächlich. Und zwar auch für weniger bekannte Menschen. Nur ein Beispiel von vielen: Anja Urbschat, Gründerin & Geschäftsführerin localbook.shop GmbH aus Düsseldorf. Sie sagt: „Was unseren Bookclub besonders macht? Er ist ein bedingungsloses Netzwerk, ohne Schaulaufen, Small Talk oder Bubbles. Im Mittelpunkt stehen die Bücher.“ Konkreter Tipp: Einfach mal nach Buchclub oder Buchklub suchen – und sich inspirieren lassen … Wäre das vielleicht auch was für Sie?
Gemeinschaft stiften: Verbindungen schaffen
Bücher haben die Kraft, Menschen mit ähnlichen Interessen, Erfahrungen oder Fragen zusammenzubringen. Menschliches Buchmarketing kann zu einem Katalysator werden, der:
- Netzwerke gleichgesinnter Menschen knüpft – sicher auch über die oben erwähnten Buchclubs
- den Dialog zwischen verschiedenen Perspektiven ermöglicht
- Sie selbst mit Menschen verbindet, die Sie sonst nie getroffen hätten
Autorinnen und Autoren haben – je nach Buchgenre – da durchaus gute Chancen, vor allem, wenn es in ihren Büchern (auch) um Emotionen geht. Nicht durch aggressive Verkaufsstrategien, sondern durch die Schaffung von Räumen für authentischen Austausch.
Ein gutes Beispiel dafür ist für mich die Autorin Petra Durst-Benning: Gern trifft sie ihre Fans auch mal bei einem Picknick, auf einer Wanderung und zu anderen, ganz besonderen Angeboten – die es exklusiv nur für die kleine Gruppe ihrer rund 600 extrem aktiven Fans gibt. Vermutlich ist die Zahl ihrer Fans sehr viel höher – aber denen, die ihr gern genauso nahe kommen wollen wie die Autorin ihnen, bietet sie eben regelmäßig etwas ganz Besonderes.
Wirkung entfalten: Veränderung anstoßen
Viele Autor:innen schreiben, weil sie etwas bewegen möchten – sei es in der Gesellschaft, in einem Fachgebiet oder im Leben einzelner Menschen. Menschliches Buchmarketing kann diesen Impuls verstärken:
- Ideen aus Ihrem Buch finden Eingang in andere Kontexte
- Expertise wird angefragt und in praktische Anwendung übersetzt
- Ihr Buch wird zitiert, empfohlen, weitergereicht
- Sie werden eingeladen, Ihre Gedanken in anderen Formaten zu teilen
Und wenn solche Dinge Form annehmen, könnten manche Autor:innen, vor allem im Sachbuchbereich, durchaus auch mal darüber nachdenken, noch eine Ausbildung als Speakerin zu machen – ich kenne einige Autorinnen, deren Karriere genau da begonnen hat.
Kultureller Beitrag: Teil einer größeren Geschichte werden
Diesen Aspekt von menschlichem Buchmarketing haben nicht alle Autorinnen und Autoren sofort vor Augen … Und doch ist es wahr: Jedes Buch ist potenziell ein Beitrag zum kulturellen Gedächtnis. Menschliches Buchmarketing kann helfen, diesen Beitrag sichtbar zu machen:
- Ihr Buch findet seinen Platz in Bibliotheken und Bildungseinrichtungen
- Es wird Teil von Curricula oder Leselisten
- Ihre Gedanken werden in anderen Werken aufgegriffen
- Ihr Buch wird zu einer Referenz in seinem Themengebiet
Und wenn Sie diese – und andere – Fakten dann vielleicht auch noch in einem eigenen Blog, Newsletter, Magazin präsentieren, würde ich das ohne Zweifel auch „menschliches Buchmarketing“ nennen. Sie sehen: Die Palette an Möglichkeiten ist groß. Sehr groß. Darum der vorläufig letzte Tipp:
Vernetzung, Vernetzung, Vernetzung!
Wer ein gutes Netzwerk hat, dem stehen ziemlich viele Wege für menschliches Buchmarketing offen:
- Gastbeiträge in Blogs mit passendem Inhalt schreiben – dabei bitte nicht nur das eigene Buch im Blick haben, sondern eher übergeordnete Themen, Ziele, Aspekte!
- ein eigener Newsletter, der zum Netzwerk wird – ein Netzwerk, in dem man auch mal als Gast bei anderen auftauchen, andere einladen kann. Blog und/oder Newsletter sind dabei fast austauschbar. Hauptsache, es passt thematisch. Und menschlich.
- Die ganze Welt der podcasts … Die ist vor allem im Hinblick auf die Buch-Welt regelrecht riesig. Ich hab mal begonnen, eine Liste mit Buch-/Literatur- und Schreibpodcasts zusammenzustellen. Viele podcaster sind immer auf der Suche nach spannenden, neuen Gästen … Einfach mal fragen kostet – außer ein bisschen Überwindung – gar nichts …
- Dann gibt es auch noch ziemlich große (oft berufs-orientierte) Netzwerke. Die sind immer wieder auf der Suche nach Referentinnen, Rednern, schlicht: Gästen. Ist oft eine tolle Sache, weil sich da schnell eine Art Gemeinschaftsgefühl aus dem Interesse an ähnlichen Dingen/Themen bilden kann.
Viel Erfolg!



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