Zu diesem Beitrag hat mich Sabine Piary mit ihrer Blogparade angeregt – dies wird einer von unglaublich vielen Texten, die sich im Rahmen dieser Blogparade mit den großen und kleinen Glücksmomenten beschäftigen. Absolut faszinierend! Mein Beitrag sprengt ein bisschen die Grenzen … Denn der Original-Titel lautet: „Glücksmomente in deinem Business“. Wer denkt bei Business schon an Kreativität?!

Erster Schritt: Definiere Glück im Businesskontext

Meine Definition ist da ganz klar: Glück hat sehr oft mit Kreativität zu tun.

Klar, in meinem beruflichen Kontext als Buchhebamme gehören Business und Kreativität eng zusammen. Ich glaube trotzdem, dass ich da ganz und gar kein Einzelfall bin. Im Gegenteil: Je engere Grenzen uns gewisse Business-Regeln vorgeben, desto weiter wird uns ein kreativer Ansatz bringen. Und der Weg dorthin ist gar nicht mal so verschieden von den Stationen der Kreativität, die ich gleich näher beleuchten werde.

Ich weiß wirklich, wovon ich da spreche … Denn erstens war ich 15 Jahre lang in einem sehr hierarchisch organisierten Verband fest angestellt. Und zweitens stammen die Prinzipien der Kreativität, die ich gleich nenne, aus meinem ersten Band der Trilogie des Eigensinns: Mein Kompass ist der Eigensinn.

Noch mal kurz zurück zu meiner Festanstellung: Ich habe es immer wieder geschafft, Routineaufgaben so zu organisieren, dass sie ein ganz neues „Gesicht“ bekamen. Okay, ich war stellvertretende Leiterin einer Presseabteilung. Da geht so was … Zum Beispiel habe ich, statt Formulare zu sortieren, zugänglich zu machen und abzuhaken, Interviews mit den Menschen dahinter geführt. Es war ein evangelischer Verband – und plötzlich kamen Organisation und Ablauf von Jugendfreizeiten, in der Schuldnerberatung oder großartige Orgelkonzerte viel plastischer ans Licht. Wir alle sahen, was da geschah, welche Ziele und Herausforderungen dahinter steckten. Nicht nur ich, sondern auch die Menschen, die das alles organisierten, sahen erst durch den öffentlichen Blick, den ich mit meinen Interviews schuf, wie wertvoll die Arbeit ist, die sie da leisten. Das waren definitiv Glücksmomente – für alle Beteiligten.

Als ich in meiner Selbstständigkeit auf den Begriff des Eigeninns stieß, folgten eine Menge Glücksmomente … Zum einen erkannten sich darin viele andere Menschen wieder – das waren regelrechte Begegnungen. Zum anderen hatte ich eine Leitschnur, eben: meinen Kompass gefunden. Und den nehme ich noch heute in die Hand, wenn es darum geht, ein eigenes Buch zu schreiben. Wenn es zu den jeweiligen Menschen passt … okay, das ist nicht immer der Fall – glücklich werden aber trotzdem alle. Spätestens, wenn sie ihr erstes eigenes Buch in Händen halten.

Wichtig dabei : Eigensinn braucht eine Art Ventil, um lebendig sein zu können. Und sehr oft ist das die Kreativität.

Erstes Fazit also: Kreativität im Business kann zu jeder Menge großartiger Glücksmomente führen.

Zweiter Schritt: Wie entsteht Kreativität?

Zuerst sollte ich mich treiben lassen. Ich fühle, spüre, rieche, schmecke … probiere aus, höre in mich hinein, meditiere wahlweise, tanze, gehe wandern, zur Not auch Bungee-Springen. Oder sammle Fakten, wahlweise Pilze oder Beeren.

Es geht darum, mein Interesse, meine Neugier, meine Fragen, mein Thema einzukreisen. Und zwar am besten gleichzeitig bewusst und unbewusst. Denn: Noch ist gar nichts klar, nichts steht fest … Wie ein Hund schnüffele ich unter Umständen vielen verschiedenen Spuren nach. Welcher Spur will ich folgen?

Das ist die Vorbereitungsphase.

Dritter Schritt: Die „Reifungsphase“

Jetzt haben Sie vielleicht eine Idee, die Spur eines Geruchs in der Nase, ein kribbelndes Gefühl im Bauch, Gedanken schwirren Ihnen durch den Kopf … ungeordnet, unsortiert, alles andere als linear. Das ist gut so. Lassen Sie es reifen, versuchen Sie, all das – möglichst ohne Waage, Zirkel oder andere „vernünftige Instrumente“ – für sich zu fassen. Besser nicht mit dem Verstand, sondern mit Gefühl. Und mit möglichst viel Zeit. Im Idealfall rüttelt und schüttelt sich das alles von selbst zurecht.

Wir sind und bleiben aufmerksam bei uns selbst. Oft verselbstständigen sich die Dinge in dieser Phase, bilden plötzlich neue Ideen, Lösungen, Gedanken- oder Form-Cluster, an die ich vorher gar nicht gedacht hatte. Auch darum ist der Zeitfaktor in dieser Phase so wichtig: Es muss reifen. Das braucht nun mal Zeit.

Anmerkung: Ich erfinde diese Schritte der Kreativität hier nicht komplett neu – das haben vor mir schon viele kluge Köpfe getan … Und manche von ihnen nennen diesen Schritt auch die Inkubationszeit. Mag ich eigentlich sehr, denn das können wir uns ganz plastisch vorstellen: Der Vogel, der auf einem Ei sitzt und es geduldig ausbrütet. Das lateinische Wort bedeutet ganau das: auf etwas liegen, brüten.

Vierter Schritt: Der Klick – das ist es!

Wenn die Zeit der „Reifung“ vorbei ist, merken Sie es. Das kann die unmöglichsten Formen annehmen, zu absolut unerwarteten Zeitpunkten geschehen – auf der Toilette, unter der Dusche, beim Autofahren … Sie spüren einfach: DAS IST ES!

Plötzlich ist das fehlende Puzzleteil am richtigen Platz, auf einmal fühlen Sie sich besser/ganz/richtig. Manchmal geht das über den Kopf, manchmal über den Bauch – es kann eine plötzliche Erkenntnis sein, ein in einem ganz anderen Zusammenhang aufgeschnappter Satz, eine Erinnerung, eine emotionale Spur, ein Geruch, ein Gefühl … völlig egal, Sie wissen einfach: Das ist es!

Zuerst sind Sie vielleicht erschrocken – aber eigentlich steht dem Glück des für Sie, für Ihre Idee zielführenden Handelns mit diesem Moment kaum noch was im Weg. Sie wissen schlicht, was richtig ist. Richtig für Sie. Und die meisten Menschen macht das ziemlich glücklich … Ganz egal, ob im beruflichen oder privaten Kontext.

Fünfter Schritt: Ist es wirklich machbar?

Okay, zurück in die harte Realität … Gerade jetzt kann es geschehen, dass ich anfange zu zweifeln: an mir, meinen Fähigkeiten, dem Wert der Idee. Etwa: Haben das nicht schon tausend andere Menschen vor mir gemacht – und dann noch viel besser, als ich es je könnte? Werde ich es durchhalten? Hab ich die Kraft/die Fähigkeiten – und vor allem: genügend Zeit – dazu? Wie viel müsste ich noch dazulernen, lohnt sich das, werde ich den Sinn dieses Aufwands noch in zwei Monaten verstehen und auf mich nehmen wollen? Ist die Kraft meiner Idee so stark, dass sie mich über einen längeren Zeitraum tragen wird?

Hier hilft ebenfalls: sich Zeit lassen, in sich reinschnuppern, -hören, -spüren. Am Ende dieser Phase sollte ein klares „Ja“ oder „Nein“ stehen. Und zwar eines, das Ihnen guttut, das sich richtig anfühlt, das Sie so selten wie möglich anzweifeln …  Ganz ohne Zweifel wird es natürlich nie gehen. Und das ist auch gut so.

Sechster Schritt: Und wo ist jetzt die Kreativität, wo das Glück?

Eigentlich bedeutet der letzte Schritt: Sie machen das, was Ihnen entspricht. Nur darum haben Sie es so lange reifen lassen. Und etwas zu tun, was mehr oder weniger aus uns allein kommt, macht in aller Regel ziemlich glücklich – wir spüren uns lebendig, vollständig, ganz bei uns.

Und wo ist da jetzt die Kreativität geblieben? Nun, das ist einfach: Kreativität bedeutet eben nicht, genial zu sein, oder was komplett Neues zu erfinden. Das geht nämlich gar nicht. Es ist alles schon da. Immer.

Kreativ werden wir dann, wenn wir Bestehendes neu und sinnvoll – gern in unserem „Sinn“ – anordnen. Klingt nach nicht sehr viel, kann es aber durchaus sein … Und es kann sehr glücklich machen.


Text: Maria Al-Mana, die Buchhebamme. Bei Interesse: Mehr über mich hier.


 

 

 

 

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