„Ausgeschämt“ heißt das Buch. Es wurde rein intuitiv im Staffellauf-Prinzip geschrieben von Ulrike Parthen, Vera Fechtig, Volker Mauck, Sylvia Rieburg-Ganns, Anita Klein, Steffi Maasland, Tina Rapp, Bernadette Imkamp, Simone Wystemp, Danilo Meiß – exakt in der Reihenfolge des Erscheinens ihres Buchbeitrags.
Zehn Autor:innen?! Kann sich doch kein Mensch merken! Okay, es geht auch anders: Toni Tousensemble steht auf dem Buchcover. Alle zusammen, Vorname: Toni Aha. Wie geht das? Wie kriegt man auf diese Weise einen Roman hin? Und was ist überhaupt ein Staffellauf-Roman?! Klären wir gleich … Erst einmal:
Meine Impressionen, ganz kurz
Das Buch ist Abenteuer pur. Die erzählte Geschichte ist es ebenfalls: pur und wild – mehr will ich gar nicht verraten. Na gut, ein bisschen noch: Die zehn Menschen haben sich gegenseitig Staffetten, Eulen, Horsts und Hosts, Geschwisterbeziehungen, Gurkenwassertrinkgläser und noch vieles mehr in die Hand gedrückt. Intuitiv geschrieben, und vor allem mit unendlich großer Schreiblust. Die habe ich beim Lesen in jedem Wort, jedem Satz gespürt!
Und erstaunlicherweise hoppelt dabei gar nichts. Alles klingt, als müsse es genau so sein. Die Geschichte stimmt, alles fühlt sich „organisch“ an – und sie ist es ja auch, allerdings sozusagen mal zehn.
Wie kriegt man so was bloß hin?
Ich habe Ulrike Parthen gefragt. … Aus meinem Anschreiben: „Liebe Ulrike, du hast gemeinsam mit neun anderen Menschen einen „Stafellauf-Roman“ geschrieben. Das finde ich in mehrfacher Hinsicht so faszinierend, dass ich absolut glücklich bin, dass du dich bereit erklärt hast, mir einige Fragen dazu zu beantworten.“ Zum Beispiel:
Staffellauf-Roman! Was ist das denn für ein Format?! Gibt es dafür Vorbilder? Hast du/habt ihr das „erfunden“?
Ulrike: Die Idee dazu entstand spontan von mir im Spätsommer 2021. Ob es das vorher in anderer Form auf dieselbe Weise schon gab, kann ich nicht sagen. Jedenfalls startete ich mit den ersten sieben mutigen Romanschreiblaien das Projekt erstmalig. Ergebnis: Der Roman „Für die richtige Frau würde ich töten“, Erscheinung 2022. Im Sommer 2022 startete ich mit einem zweiten Romanschreib-Laienteam eine neue Runde. Dasselbe Spiel, derselbe Spaß, Ergebnis: der Roman „Ausgeschämt“, Erscheinung 2023.
Ich weiß, dass ihr alle auf LinkedIn präsent seid. Wer hat die Menschen ausgewählt? Kanntet ihr euch „nur“ daher? Gab es auch ein Treffen im Real Life?
Ulrike: Die Menschen konnten sich für das zweite Staffellauf-Romanprojekt bei mir bewerben. Ein kunterbunter Haufen unterschiedlicher Menschen. Die meisten kannten sich vorher nicht – und wenn, nur vereinzelt und oberflächlich über LinkedIn. Persönlich haben wir uns zuvor und währenddessen nie getroffen. Schade eigentlich!
Intuitives Schreiben eines Romans … geht!
Du bist ja Spezialistin für Intuitives Schreiben. Welche Rolle spielte das bei der Erstellung des Buchs? Was war dein Job dabei ?
Ulrike: Ich behaupte, nur durch das intuitive Schreiben ist das Wunder überhaupt möglich, dass Laien ohne Vorbereitung oder Konzept einfach drauflos einen Roman schreiben können. Der Verstand funkt dabei nicht mit Tausenden von Regeln oder Romanschreibtheorien dazwischen. Gesamtlogik, Dramaturgie, Spannungsbögen sowie die Figuren und deren Charaktere ergeben sich wunderbar von selbst, wenn man intuitiv im Flow ist.
Wie sah das Ganze thematisch aus? Völlige Freiheit für alle? Oder hat jemand (du?) inhaltliche Impulse gegeben? In welcher Frequenz, auf welcher Grundlage?
Die Vorgabe bei Start war durch das intuitive Prinzip eher vage, denn die Inhalte entstehen beim intuitiven Schreiben ja von selbst. Klar war nur, dass unsere Protagonistin eine Frau sein soll, die am Tiefpunkt ihres Lebens angekommen ist, sowie eine besondere Gabe hat.
Ihr spendet den Erlös des Buches ja an das Frauenhaus Schwäbisch Hall. Ich vertrete auch schon lang die Auffassung, dass der „Ertrag“, den sich mit dem Schreiben eigener Bücher erzielen lässt, in ganz anderen Dingen liegen kann als „nur“ im Mammon – wie kam es zu dieser Entscheidung?
Ulrike: Für mich war von Anfang an klar, dass wir den Erlös spenden. Mein Team und ich stimmten uns dazu final ab, wohin die Gelder gehen sollen. Wir hielten eine Institution hier in der Region meiner Heimatstadt für die richtige Wahl. So kamen wir zum Frauenhaus.
Und wie geht‘s jetzt weiter?
Ulrike: Da wir alle einem Beruf nachgehen, der uns fordert, teils Familie haben und das Projekt Staffellauf-Roman eine „Nebenbei-Gaudi“ war, ist es zeitlich schwierig, hier im Nachgang gemeinsame Lesetouren oder Ähnliches auf die Beine zu stellen. Wir sind über ganz Deutschland und Österreich verstreut. Jede*r im Team kann mit unserem Buch für sich nun anstellen, was er/sie möchte. Eine Mitschreiberin kündigte bereits an, bei sich eine Lesung zu machen. Ich selbst bin aus gesundheitlichen Gründen kaum auf Offline-Veranstaltungen unterwegs.
Ein weiteres Projekt dieser Art ist absehbar nicht geplant. Es bedeutet für mich einen immens hohen Zeitaufwand über viele Monate hinweg, den ich aktuell aufgrund anderer Projekte nicht aufbringen kann.
Jetzt sage ich: Schade eigentlich … Auf jeden Fall: herzlichen Dank, Ulrike!
Das Buch
Toni Tousensemble – Ausgeschämt, 244 Seiten, Taschenbuch: 16,90 Euro. ISBN: 978-3-347-89999-5.