Für angehende Autorinnen und Autoren stellt sich früher oder später eine wichtige Frage: Soll ich mein Buch bei einem klassischen Verlag veröffentlichen oder den Weg des Selfpublishings wählen? Beide Wege haben ihre Berechtigung und bieten unterschiedliche Vor- und Nachteile, die sorgfältig abgewogen werden sollten.
Wichtige Warnung der Buchhebamme: Nein, diese Entscheidung hat NICHT Zeit bis zur Fertigstellung des Buches! Ich versuche mit all meinen Kund:innen, bereits in unserem kostenlosen Erstgespräch, eine Entscheidung zu finden. Denn das Procedere der Bucherstellung ist je nach Entscheidung grundlegend unterschiedlich. Darum macht es für alle angehenden Autor:innen viel Sinn, sich so früh wie möglich mit diesem Thema zu befassen. Und genau dabei soll dieser Beitrag helfen.
Fangen wir also einfach mal an …
Der klassische Verlagsweg
Ein etablierter Verlag bringt vor allem eines mit: langjährige Erfahrung in der Buchproduktion und -vermarktung. Verlage wissen, was sich am Markt verkauft und können eine professionelle Einschätzung zum Potenzial eines Buches geben. Sie stellen ihr Know-how zur Verfügung – von der Entwicklung der Buchidee über das Lektorat bis hin zur Vermarktung. Kleine Einschränkung allerdings gleich hier schon: Wenn das Geld knapp ist – und das ist leider bei vielen Verlagen der Fall – wird zuerst am Buchmarketing gespart.
Dummerweise bedeutet die Zusammenarbeit mit einem Verlag auch, dass Autor:innen nicht mehr alle Entscheidungen alleine treffen können. Der Verlag hat ein Mitspracherecht bei Titel, Zielgruppendefinition, Buchaufbau und Layout. Zudem dauern die Entscheidungs- und Produktionsprozesse oft deutlich länger als beim Selfpublishing. Grob lässt sich sagen: In Verlagen bis zu zwei Jahren, im Selfpublishing kann von der Idee bis zum fertigen Buch ein halbes Jahr reichen.
Der Weg des Selfpublishings
Selfpublishing bietet Autoren maximale kreative Freiheit und Kontrolle über ihr Werk. Sie können ihr „eigenes Ding“ machen und alle Aspekte der Buchproduktion selbst bestimmen. Auch die Zeit bis zur Veröffentlichung ist deutlich kürzer als bei einem Verlag.
Allerdings müssen Selfpublisher auch alle Kosten selbst tragen – für Lektorat, Layout, Cover-Design und Marketing. Die professionelle Gestaltung eines Buches kann schnell 2.000 Euro oder mehr kosten. Dafür behält Selfpublisher einen größeren Anteil der Verkaufserlöse. Da kann die Spanne riesig sein: Von 15 Prozent für ein Sachbuch im Verlag bis zu 70 Prozent für ein amazon-exklusives e-book. Der Verkaufserfolg hängt natürlich maßgeblich vom eigenen Engagement in der Vermarktung ab.
Die Entscheidung
Die Wahl zwischen Verlag und Selfpublishing sollte also von diesen Faktoren abhängen: Wie wichtig ist Ihnen kreative Kontrolle? Verfügen Sie über das nötige Budget für die Kosten der Bucherstellung auf „eigenes Risiko“? Haben Sie Zeit und Lust für eigenständiges Marketing? Wollen Sie schnell publizieren oder können Sie längere Prozesse in Kauf nehmen?
Es gilt aber auch festzuhalten: Die Entscheidung muss nicht auf Anhieb endgültig sein. Es gibt die Möglichkeit, später von einem Weg zum anderen zu wechseln. Dabei hat es sich als optimal erwiesen, erst auf die Suche nach einem Verlagsvertrag zu gehen. Klappt das nicht, kann immer noch auf Selfpublishing umgeschwenkt werden. Anders herum ist die Entscheidungsfindung nicht zu empfehlen – denn Selfpublishing geht schließlich immer. Verlage aber wollen exklusive Buchtitel – was schon mal als Selfpublishingtitel erschienen ist, kommt darum kaum in Betracht.
Letztlich sollten Sie den Weg wählen, der am besten zu Ihren persönlichen Zielen und Möglichkeiten passt.
Pro und Contra im Überblick
Verlag
Vorteile:
- Professionelles Know-how in allen Bereichen der Buchproduktion
- Keine eigenen Kosten für Lektorat, Layout etc.
- Etablierte Vertriebswege im Buchhandel
- Professionelles Marketing
- Erfahrene Begleitung im gesamten Prozess
Nachteile:
- Lange Wartezeiten und Entscheidungsprozesse
- Eingeschränkte kreative Kontrolle
- Geringere Gewinnmargen pro Buch
- Abhängigkeit von Verlagsentscheidungen
- Zunehmende Sparmaßnahmen bei Lektorat und Marketing
Selfpublishing
Vorteile:
- Volle kreative Kontrolle
- Schnellere Veröffentlichung
- Höhere Gewinnmargen pro verkauftem Buch
- Flexible Anpassungsmöglichkeiten
- Freie Wahl der Dienstleister (Lektoren, Designer etc.)
Nachteile:
- Hohe Anfangsinvestitionen
- Eigenverantwortung für Marketing und Vertrieb
- Schwieriger Zugang zum stationären Buchhandel
- Keine professionelle Begleitung (wenn nicht zugekauft)
- Risiko mangelnder Qualität bei fehlender Expertise
Die Realität zeigt: Wer mit seinem Buch nennenswert Geld verdienen möchte, sollte seine Erwartungen in beiden Fällen nicht zu hoch ansetzen. Beim Selfpublishing gilt: Wer am Ende „schwarze Zahlen“ schreibt, hat schon viel erreicht. Der Weg über einen Verlag bietet zwar mehr Sicherheit, aber auch hier sind die Erlöse in aller Regel recht bescheiden – vor allem dann, wenn es das erste Buch ist, das Sie publizieren. Die Entscheidung sollte daher besser von persönlichen Zielen und Werten jenseits der finanziellen Aspekte geleitet werden.
Dazu passt übrigens auch mein Leib- und Magenthema ziemlich gut … Wenn der Eigensinn zu Ihrem „Kompass“ wird, lässt sich vermutlich besser entscheiden, welcher Weg zu Ihnen passt. Darum:
In eigener Sache
Wer mich, meine Gedanken und auch meine Arbeitsweise im Vorfeld schon besser kennenlernen möchte, dem empfehle ich die Trilogie des Eigensinns. Sie besteht bislang aus zwei Büchern – die sich ohne Probleme auch wunderbar getrennt voneinander lesen lassen. Macht durchaus Sinn, denn sie bilden zwar eine „Familie“, haben aber unterschiedliche Schwerpunkte. In „Mein Kompass ist der Eigensinn“ geht es darum, wie wir Eigensinn erkennen, ihn für uns entwickeln können. Aber auch darum, wo er seine Grundlagen hat, welche Vorbilder ich gefunden habe – und wie er uns helfen kann. Als Kompass zum Beispiel. Oder beim Schreiben von (eigenen) Büchern.
In „Wer schreibt, darf eigensinnig sein“ steht eigentlich schon alles Wichtige im Titel: Es geht um die praktische Realisierung des Schreibens mit Eigensinn, um Kreativität, aber auch um Selfpublishing. Da gibt es jede Menge Praxistipps, Übungen und Beispiele. Aber auch die Spiellust – meiner Ansicht nach ein wichtiges Schreib-Instrument – kommt nicht zu kurz. Zum Beispiel mit dem Selbsttest „Welcher Schreibtyp bin ich eigentlich?“ Der zieht sich – augenzwinkernd bis ernst – durch das ganze Buch.
Und in Band drei erzählen 16 Menschen von ihrem ganz individuellen Weg des Eigensinns … Gelebter Eigensinn.
Alle Bücher auf einen Blick – und auch zum Bestellen – im Shop der Autorenwelt hier. Aber natürlich auch überall sonst, wo es Bücher gibt.